Keimzeit im Chemnitzer Industriemuseum
Als ich am Samstag gegen Mittag schon mal im Museum war, entdeckte mein kleines Rübchen sofort dieses übergroße Gerät. Auweia, immer diese Fragen! Für meinen sechsjährigen Sohn reichten meine Erklärungsversuche. Grade so.
Am Abend hatte ich, weil ich reichlich pünktlich war, noch ausreichend Zeit das draußen stattfindende feurige Spektakel
und die innen ausgestellte nähere Vergangenheit zu schauen, vielleicht eine Schnürsenkelmaschine auszuprobieren, zum Trinken, Lesen, Nase pudern…
Für irgendwas hatte ich jedoch zu lange gebraucht, unzählige Menschen hatten inzwischen die Halle erobert und mir den Blick verstellt. Also diesmal nur ein paar kleine Eindrücke von weiter weg zu den ganz nahen Bildern von René.
Nach einer freundlichen Ankündigung: KEIMZEIT. Ist das schön!
„Ich bin krank…“ eröffnete Norbert und es klang nach Wahrheit! Die Stimme wirkte angegriffen mit der er nun gegen diese herausfordernde Akustik ansingen musste. Dass er nicht der einzige gesundheitlich gehandicapte Musiker war, war hier nicht zu spüren. Mit viel Charme, guter Laune und Musikerseele zogen sie das Publikum in ihren Bann.
Sächsisches Entzücken nach FÜR DICH: „…scheenes Lied“ raunte man sich hinter mir zu, fast jubelnd wurde das kurzzeitige Abhandenkommen des SCHWEINs aufgenommen, barg es so doch die Möglichkeit eigene Textkenntnisse zu demonstrieren.
Ich weiß nicht, ob es an dieser Akustik lag oder an meiner Position im Raum, dass jene rhythmisch ohnehin schon auffällig eindrucksvollen Lieder hier ihre Wirkung noch verstärkten, ja körperlich spürbar wurden, dass einzelne eindringliche Schlagzeugpassagen noch deutlicher den Worten Nachdruck verliehen.
Leider fehlte Ralf Zickerick – zu dritt sind die Bläser unschlagbar! Aber auch zu zweien waren sie eine begeisternde, schwungvolle Bereicherung.
Gaaaanz langen Atem bewies Frank Braun (entgegen meiner Befürchtung lief er nicht blau an) tonhaltend bei Norberts Abschiedsworten, doch die Musiker beugten sich dem lauten Wunsch des Publikums nach dieser und jener Zugabe, bevor sie sich zum Abschiedsfoto aufstellten.
Und nur, weil ich das Gefühl hab, mich manchmal missverständlich auszudrücken, will ich festhalten: Auch das Glück hat tausend Gestalten, und wenn solche tief reichenden Texte auf so ideale Weise mit Musik verwoben sind und mit dieser sichtbaren Freude von so liebenswerten Musikern dargeboten werden, dann halte ich das Dabeiseinkönnen in der Tat für ein Glück (natürlich ist es ein ungleich größeres als jene Glückshormonausschüttung, die man beispielsweise Schokolade nachsagt…)!
Danke, Keimzeit, für dieses Glück.
Gute Besserung!
Ach ja, die Dampfmaschine – ich hab am Abend noch erstaunlich detailliert Auskunft erhalten, sodass ich entspannt in Erwägung ziehen kann nochmal mit der ganzen Familie hierher zu kommen. Danke auch dafür.
Bericht: Angela
Fotos: René