Gutes Raumklima herrscht, möglicherweise auch wegen der Anwesenheit eines dem Geraer Publikum bestens bekannten spinnenhaften Keyboarders oder vielleicht wegen des Bassisten, der, weil er auch aufrecht zu stehen vermag, hier und da den Gesangspart übernehmen darf.
Sicher ist auch der brillante Schlagzeuger, den der Club ab und an gern mal an einen bekannten sonnenbebrillten und behüteten echten deutschen Superstar entleiht, an den positiven Schwingungen im Comma-Saal nicht ganz unbeteiligt.
Ein selbstbewusst knarzender Clubchef gestattet es dem sogenannten Leadsänger des Schillerprogramms sogar, bei einigen Liedern das Gesangssolo zu übernehmen. Dirk Darmstaedters Stimme ist es nicht, die mich zu berühren vermag, wohl aber sein Humor und die vielfältigen Beweise herausragender Musikalität im Laufe des Abends.
Wie alle seine Vorgänger kann er sich sehr wohl ins große Ganze einbringen. Ja, ich bin nach dem ersten Hören des Albums „Freude schöner Götterfunken“ nun doch einigermaßen versöhnt und glücklich darüber, dass ich mir einen Ruck gegeben habe, um in meine langjährige Heimat zu fahren, wo ich vor einigen Jährchen den Club zum allerersten Mal live erleben durfte.
… Aber – ein Exkurs in die Vergangenheit des Clubs sei mir an dieser Stelle erlaubt – die wohligen Schauer, die mir beim damaligen „Buch der Lieder“ den Rücken runter liefen, sind noch immer ein wenig mein persönlicher Maßstab… Es tat gut, Musikern zu begegnen, die nach den Konzerten ein echtes Interesse am Echo des Publikums zeigten. Einfach so suchten Zöllner & Co. das Gespräch der Konzertbesucher – nicht die leiseste Spur von abgehobener Arroganz und für mich der Beginn einer intensiven Liebe zu dieser musikalischen Idee und denjenigen Musikern, die sie in den folgenden Programmen umsetzten…
In gewohnt unkonventioneller Art nähert sich Maxs Repke dem Dichter Friedrich Schiller und ich würde es als einen Glückstreffer bezeichnen, dass er in Dirk Darmstaedter einen Sänger fand, für den die Begegnung mit dem großen deutschen Poeten wirklich unvoreingenommen ist. Das Besondere an der Repkeschen Poesierezeption ist wie immer der im Vordergrund stehende Spaß.
Wir folgen gern den kleinen Anekdoten, die den Abend kurzweilig werden lassen und wohl den einen oder anderen im Saal mit dem Dichter, den man aus Schulzeiten vielleicht auch in leidvoller Erinnerung haben mag, versöhnen.
Eins ums andere Mal jedoch stelle ich mit Bedauern fest, dass so manches wirklich gelungene Stück leider nicht auf der CD zum Programm gelandet ist. So unter anderem das „Punschlied“, das von Spatzi gesungene Stück „Würde der Frauen“,
das wirklich berührende „Du bist blass, Luise“ oder auch der „Pilgrim“, den uns Marcus Runzheimer (ohne Hänger!) zu Gehör bringt.
Mein ganz persönlicher Favorit ist nach wie vor „Der Jüngling am Bache“, der mich bereits vom Tonträger und nun auch in der mitreißenden Live-Variante wirklich überzeugt. „Was soll mir die Freude frommen, die der schöne Lenz mir beut? Eine ist’s nur, die ich suche, sie ist nah und ewig weit…“ Da passen Text, Musik und auch Maxs‘ spezieller Gesang für mich perfekt zusammen und sind schon ein wenig zu einem Ohrwurm für mich geworden.
Noch etwas kennzeichnet den in jeder Hinsicht amüsanten Konzertabend in Gera: frenetischer Applaus eines restlos begeisterten Publikums. Mag auch der Clubchef mal wieder nicht den Puli (Publikumsliebling) erhalten haben, so hat man den Eindruck, dass ihn dies nicht wirklich stört. Er weiß genau: wer auch immer ihn je erhalten mag, es trifft den Richtigen.
Bericht: Petra
Fotos: René
14. Mai 2013 at 23:52
Vielen Dank, liebe Petra, für Deinen Beitrag und Deine Sichtweise auf diesen schönen kulturellen Abend. Wenn ich mir unser beider Berichte so im Ganzen anschaue, könnte man meinen, wir hätten diesbezüglich im Vorfeld in Kommunikation zueinander gestanden. Dies war ja nun wirklich nicht der Fall, aber irgendwie scheint der Schwerpunkt bei uns an den selben Punkten gestanden zu haben. Somit werden beide Berichte wohl zu einem symbiotischen Ganzen, aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, aber schlussendlich auf einen gemeinsamen Konsens gebracht. Ich glaube, Jene, die das Programm schon miterleben durften, werden in lebhafter Erinnerung schwelgen und bei Denen, welche noch nicht die Möglichkeit hatten, sollte die Neugier geschürt worden sein.
Dies ist das Ziel unseres Tuns
und das ist gut
Auch heute ende ich mit einem Schiller-Zitat:
„Wahrheit existiert für die Weisen, Schönheit für das fühlende Herz.“