Um endlich einmal wieder meine KEIMZEIT-Sehnsucht zu erfüllen habe ich kurzentschlossen die Ostsee gebucht –Kühlungsborn, ein Ort, wo es immer noch Ost und West gibt und der Molli durch die Stadt dampft. Auf der Fahrt ans Meer gibt es schon eine Überraschung: An der ehemaligen Grenze zwischen Ost und West treffen wir auf Neubürger der besonderen Art: Nandus. Sie nehmen kaum Notiz von und uns grasen friedlich auf einem Feld bei Utecht .
In Kühlungsborn kann ich meinem Göttergatten eine Molli-Fahrt nicht abschlagen und wir nehmen Platz im Salonwagen, wo wir ein leckeres Bierchen bestellen.
Im Verlauf der Fahrt teilen wir den Waggon mit einigen Zappanale-Besuchern, verschiedenste Sprachmelodien sind zu vernehmen – wir verstehen nur ein Wort: MOLLI-Feuer!!! Diesen leckeren Kräuterlikör im Henkelpott müssen wir auch unbedingt haben, aber bei der Hitze ist nach dem ersten Schluß und Bad Doberan ist ja auch schon in Sicht. Die zahlreichen ZAPPA-Jünger verleihen dem verschlafenen Städtchen an diesem Wochenende ein internationales Flair. Man versorgt sich mit allem, was man für so ein mehrtägiges Festival braucht, hüpft eventuell noch einmal in Heiligendamm ins Meer und dann geht es zurück aufs Festivalgelände an der Rennbahn.
Doch wir haben anderes vor. Keimzeit schlägt die Konkurrenz in Bad Doberan locker, da gibt es keine Fragen. Keine Konkurrenz ist auch die zeitgleich stattfindende Karnevalsgroßveranstaltung in Kühlungsborn – „nit für Kooche“ , hätte Wolfgang Niedecken dazu zu bemerken.
Das VIELMEER am Yachthafen bietet eine wunderschöne Kulisse für das Konzert einer Band, bei der die Sehnsucht nach dem Meer sich in jedem zweiten Titel versteckt und aus einigen mit Macht herausbricht. Wir sichern uns schon frühzeitig einen guten Platz, was, wie sich herausstellt eine gute Idee ist – die Außenplätze des Restaurants sind lange vor Konzertbeginn restlos besetzt. Die Chefin Peggy Wünsch saust durch die Gegend um die vielen kulinarischen Wünsche zu erfüllen, doch sie hat die Lage im Griff und die Freude über die heutigen musikalischen Gäste ist ihr deutlich anzumerken.
Endlich geht es los: Rück ein Stück näher mein Herz! Sofort zieht uns Norbert in seinen Bann und die in den Ostseewellen schaukelnden Segelboote lassen eine zauberhafte Stimmung entstehen.
Zufällig vorbeikommende Passanten bleiben stehen und lauschen und bald ist fast kein Durchkommen mehr auf der Hafenpromenade.
Das könnte ein schöner Tag werden. Kolumbus sticht in den Ozean und Norbert muss dem Publikum den Rücken zuwenden, um wenigstens einmal kurz die Traumkulisse des Yachthafens zu bestaunen.
Er bietet an, auch Wünsche zu erfüllen, aber nicht Kling Klang, das kommt sowieso. „Maggie“ könnte zu „Peggy“ werden (kleiner Vorschlag für ein nächstes Vielmeer-Konzert ).
Bunte Scherben tanzen im Sonnenuntergang auf dem Wasser. Die letzten Strahlen spiegeln sich in meinem Cocktailglas.
Martin singt vom Lieben und Lieben und Lieben – als wäre es das Leichteste der Welt. Will ich durch Dick und Dünn mit dir gehen? Wir legen ab und fahrn nach Singapur, mit nem Schiff aus schäbigem Holz … lange schon keine Heimat mehr … wir müssen weiter immer weiter, was solls.
Viel zu schnell vergeht die Zeit. Während ich noch in mein leeres Glas schaue, wird vorne schon abgebaut. Die Autos fahren vor und in wilder Geschäftigkeit werden Instrumente und sonstiges Equipment verstaut. Weiter geht es heute Nacht noch zum nächsten Gig, morgen in Zinnowitz.
Beim Merchandising ergattere ich noch einen Schatz : DIE REISENDEN, ein Videoportrait der letzten 12 Keimzeit-Jahre, welches die beteiligten Akteure auch noch bereitwillig signieren. Herzlichen Dank an Ulle Sende und alle Mitwirkenden für dieses Zeitdokument. Erkennen wir doch Mitschnitte von so manchem Konzert, bei dem wir auch zugegen waren. Eine schöne Erinnerung mit tiefen Einblicken in das Innenleben der Band, was so manche Dinge nachträglich besser verstehen lässt.
Bleibt zu hoffen, dass dies nicht das Lebenswerk der Band darstellt und wir noch auf schöne „Spätjahre“ hoffen dürfen. Die nächste CD ist schon angekündigt. Es bleibt spannend.
Herzliche Grüße, ein glückliches Händchen für die CD-Produktion und eine gute Zeit . Bis zum nächsten Konzert. Tine
Bericht: Tine
Fotos: Tine und René